Für alle, die mehr über uns, unsere Geschichte und unsere Entwicklung wissen möchten, sind hier die wichtigsten Fakten genannt.
Name:
Wir führen den Namen: Christliche Pfadfinderschaft Dreieich (CP Dreieich)
Der Name kommt aus der Landschaft, dem ehemaligen Bannforst Dreieich in karolingischer Zeit (835 n. Chr.), der dann zum Wildbann der deutschen Kaiser (1388 n. Chr.) wurde. Der kaiserliche Bannforst Dreieich, der seinen Namen nach dem späteren Amtssitz des kaiserlichen Vogtes Dreieichlaha erhielt, reichte von Bilbel im Norden bis nach Eberstadt/Pfungstadt im Süden, von Aschaffenburg im Osten bis an den Rhein im Westen.
Er umschloß die beiden Kaiserpfalzen Trebur und Frankfurt am Main. Wundervolle wildreiche Wälder mit mächtigen Eichen und Buchen bedecken heute noch weite Strecken dieses Gebietes.
Geschichte der weltweiten Pfadfinderbewegung sowie der Christlichen Pfadfinderschaften in Deutschland und des CP Ur-Gaues Dreieich
Einführung:
Es ist unmöglich, an dieser Stelle eine komplette Version der Pfadfindergeschichte anzubieten, dazu ist sie zu komplex. Um die Entstehung und das Vermächtnis des Ur-Gaues Dreieich der CP zu verstehen, muß tief zu den Wurzeln der „Christlichen Pfadfinderschaft“ in Deutschland und der internationalen Entwicklung vorgedrungen werden. Diese Ausführungen setzen den Schwerpunkt auf die Entwicklungen der evangelischen Pfadfinderarbeit. Evangelische Pfadfindergeschichte unterscheidet sich an vielen Stellen von nationalen und internationalen Entwicklungen der Pfadfinderbewegung. Ihr heutiges Selbstverständnis entwickelte sie aus verschiedenen Wurzeln und den Erfahrungen wichtiger Strömungen, die oft völlig konträr zueinander standen und stehen.
Aus der Geschichte für die Gegenwart und die Zukunft lernen, ist das Ziel dieser Ausführungen.
1900 – 1914:
Beginn der Pfadfindergeschichte: Der britische Scoutismus und seine Vorläufermodelle
Die Pfadfindergeschichte beginnt am Anfang unseres Jahrhunderts in Großbritannien, einem Land, das wie viele andere Staaten unter großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten litt und in dem 1/3 der Bevölkerung unterernährt waren. Kinder und Jugendliche musste, um sich und ihre Familie ernähren zu können, für einen Hungerlohn hart arbeiten, betteln oder kriminelle Handlungen verüben.
Die Kinder- und Jugendschutzfunktionen des Staates, wie wir sie heute kennen, gab in Europa und den USA damals noch nicht. Nur wenige Gruppierungen kümmerten sich um die Belange der Kinder und Jugendlichen. In England war dies die englische Boy’s Brigates, eine 1893 auf kirchlicher Basis von Sir William Smith gegründete Vereinigung, die mit Zeltlagern und einem Auszeichnungssystem arbeitete und in Amerika die 1905 gegründete Woodcraft-Bewegung von Ernest Thompson Seton, die sich das Leben der Indianer zum Vorbild bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen machte.
Zur gleichen Zeit machte in England ein Berufssoldat namens Robert Baden-Powell mit großen militärischen Erfolgen auf sich aufmerksam. In der Schlacht um die Verteidigung des südafrikanischen Städtchen Mafeking gelang es ihm aufgrund seiner unkonfessionellen Methoden und seines Einfallsreichtums, trotz Unterzahl eine monatelange Belagerung durch die Buhren zu überstehen. Das Rezept seines Erfolges lag in seinen Führungsmethoden. Als Hauptmann betreute er die Männer seiner Kompanie nicht herablassend oder patriarchalisch, sondern hatte für deren Bedürfnisse und Sehnsüchte Verständnis. Er erzog die Soldaten nicht zu blinden Befehlsempfängern, sondern zu eigenverantwortlichen Soldaten. Er rief eine Kompanie von militärischen Pfadfindern ins Leben und erfand für sie besondere Abzeichen, teilte sie in kleine Gruppen und schulte sie im Umgang mit der Natur.
Zurück in England begann Baden Powell mit dem Bücherschreiben. Das erste von insgesamt 35 Büchern trug den Titel „Hilfen für Kundschafter“ und war ein militärisches Ausbildungsbuch. Powells Verleger bemerkte allerdings schnell, dass dieses Buch von den britischen Jugendlichen mit großem Interesse gelesen wurde und er bat ihn ein weiteres Buch, speziell für Jugendliche, zu schreiben. Powell reagierte schnell, er wusste, dass er etwas für die katastrophale Lage der jungen Generation in Großbritannien tun mußte. Er begann das Buch „Scouting for boys“ (Kundschaften für Jungen) zu schreiben und brachte seine militärischen Erfahrungen, seine persönlichen Lebenseinstellung und die Ideen der Boy’s Brigates und Woodcraft-Bewegung ein.
Schon vor dem Erscheinen des Buches richtete Baden Powell 1907 auf der Insel Brownsea ein Zeltlager für 21 Jungen aus verschiedenen Schichten aus. Dieses Ereignis gilt als Geburtsstunde der Pfadfinderbewegung. Das Lager war ein voller Erfolg und es folgten mehrere kleine Lager im ganzen Land.
1908 veröffentlichte Baden Powell sein Buch „Scouting for boys“, das die pfadfinderische Gedankenwelt und deren pädagogisches System beschrieb. Das Buch zeigte sofort tiefe Auswirkungen. Kurze Zeit später gründeten sich im ganzen Land Pfadfindergruppen. Die Pfadfinder begannen sich in Listen einzutragen. 1909 gab es in England bereits 60.000 Pfadfinder (Scouts). Im gleichen Jahr trafen sich über 10.000 Jugendliche in London zu einer ersten Versammlung auf nationaler Ebene, darunter auch zahlreiche Mädchen, die Baden- Powell darum baten, Pfadfinderinnen „Girl Scouts“ werden zu können. Powell war anfangs misstrauisch, erlaubte es den Mädchen aber dann, sich vorläufig in die Listen der Jungen einzutragen, innerhalb weniger Monate meldeten sich 6.000 Mädchen. Powell beauftragte 1910 seine Schwester Agnes mit der Betreuung der Pfadfinderinnen.
Anfang 1912 ging Baden-Powell auf eine Weltreise die ihn u.a. in die USA, nach Japan, China, Australien, auf die Philippinen, nach Südafrika, Neuseeland und verschiedene Länder Europas führte – um mit Pfadfindergruppen Kontakt aufzunehmen. Während dieser Reise hielt er als Gründer und unermüdlicher Verbreiter der Pfadfinderidee 132 Reden und Vorträge.
Am 1. Jamboree 1920 nahmen 8000 Pfadfinder aus 21 Ländern und 12 Territorien teil. In diesem Jahr wurde das Internationale Büro (IB) gegründet. Es gibt jetzt über eine Million Pfadfinder in 35 Ländern.
Zehn Jahre später hat sich die Zahl der Pfadfinder bereits verdoppelt. Das Jamboree von Birkenhead 1929 war ein gewaltiges Treffen von 50.000 Pfadfindern aus aller Welt.
Durch die Diktaturen der 20er, 30er und 40er Jahre wurde die Pfadfinderei einerseits stark dezimiert, andererseits hielt der ungebrochene Zustrom in den freien Ländern an. Seit der Gründung sind schätzungsweise 250 Millionen „boy scouts“ und „girl quides“ durch die Gruppen der Pfadfinder gegangen. Heute zählt die Bewegung etwa 16 Millionen männliche und acht Millionen weibliche aktive Mitglieder in 150 Ländern und Territorien der Erde.
Mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur wächst nun auch wieder die Zahl der Pfadfinder. Seit 1989 haben sich z.B. in Ungarn, Slowenien, Tschechien, in Polen, Rumänien und anderen ehemaligen Ostblockländern die alten Pfadfinderverbände neu organisiert.
1908:
Die ersten Pfadfinder in Deutschland
Das spätkaiserliche und preußisch geprägte Deutschland litt Anfang des Jahrhunderts an wirtschaftlichen Problemen, innenpolitischen Spannungen und außenpolitischen Bedrohungen. Viele Deutschen versuchten die Missstände und die Angst mit einem gesteigerten Nationalismus und dem Glauben an militärische Macht zu verdrängen. Die militärische Erziehung der Jugendlichen war ein wichtiger gesellschaftlicher und staatlicher Auftrag.
Zur dieser Zeit, im Jahre 1909, erschien in Deutschland „das Pfadfinderbuch“, die Übersetzung des Buches „Scouting for Boys“. Das Vorwort der deutschen Ausgabe beschreibt die Zielsetzung wie folgt: „(…) Alle denen das Wohl der Jugend und damit auch die Sorge für die Zukunft des Volkes am Herzen liegt (…), haben schon lange mit schmerzlichen Bedauern erkannt, dass gerade in den Entwicklungsjahren vom Kinde zum Manne (…) bisher zu wenig geschah, um dem heranwachsenden Geschlecht die körperlichen und moralischen Eigenschaften zu schenken, deren es zur Lösung der inmitten der wirtschaftlichen Kämpfe immer schwerer werdenden zukünftigen Berufsarbeiten so dringend bedarf (…)“. Die Übersetzung des englischen Originals war sehr der damaligen Stimmungen im Deutschen Reich angepasst und wurde entsprechend verändert. Nicht das pfadfinderische Erziehungssystem, sondern die Wehrertüchtigung stand im Mittelpunkt. Die Jugend wurde in den im gleichen Jahr entstandenen Pfadfindergruppen auf den Waffendienst vorbereitet. Diese Gruppen waren straff organisiert und orientierten sich am staatlichen Obrigkeitssystem.
Die ersten evangelischen Pfadfinder
1910 gab es die ersten Pfadfindergruppen innerhalb der evangelischen Jünglings- und Jungmännervereine. Etwa 10.000 evangelische Jugendliche vorwiegend aus Sachsen und Württemberg verpflichteten sich dem pfadfinderischen Losungswort „Allzeit bereit“ im Sinne christlicher Hilfsbereitschaft. Den Rahmen gab die Bibel- und Missionsarbeit und die preußische Felddienstordnung. In Württemberg waren die militärischen Strukturen aufgrund der Traditionen von Jugendwehren besonders ausgeprägt. Es war in den evangelischen Pfadfindergruppen nur wenig von den Ideen der „freideutschen Jugend“ (die 1913 die Hohe Meißner Formel beschwor: „Wir wollen aus eigener Bestimmung, von eigener Verantwortung und innerer Wahrhaftigkeit unser Leben gestalten“) zu spüren. Man unterwarf sich stattdessen der autoritären Führung des Obrigkeitsstaates.
Die Kriegspfadfinderei
Als 1914 der Krieg ausbrach, gab es nur wenige evangelische Pfadfinder, die sich gegen den Krieg aussprachen. Stattdessen übernahmen ganze Pfadfindergruppen oft freiwillig militärische Aufgaben und zogen euphorisch für das „Vaterland“ in den Kampf.
Die Folgen des Krieges waren katastrophal: Die Zahl der evangelischen Pfadfinder war von 10.000 zu Beginn des Krieges auf 1.500 im Jahre 1914 gesunken. Nun fehlte es an älteren und erfahrenen Leitern. Die Gruppen mussten von nur zwei bis drei Jahre älteren Pfadfindern geleitet werden. Aus dieser Notlage entstand eine wichtige Methode des deutschen Pfadfindertums: Die aktive Beteiligung der Jugend selbst an der Leitung der Gruppen, wie sie in der Jugendbewegung des Wandervogels schon lange üblich war und sich bewährt hatte.
1915 – 1945:
Die bündische Phase
In den ersten Nachkriegsjahren verlor die evangelische Pfadfinderschaft ihre Orientierung. Die bisherigen gesellschaftlichen Grundvorstellungen galten nicht mehr. Den Pfadfindern wurde Misstrauen und Verachtung entgegengebracht. Die Pfadfinderei verlor ihre vormilitärische Funktion.
1919 brach mit der Demokratisierung in Deutschland die frei gewordene bündische Jugendwelle aus. Die Wandervogel-Bewegung beginnt sich mit Teilen der deutschen Pfadfindergruppierungen zu verschmelzen (Die Wandervogelbewegung entstand 1895 in Berlin und suchte durch das Leben in der Natur neue jugendgemäßere Lebensformen).
Um nach den Schrecken des 1. Weltkrieges den „scoutistisch“ geprägten Pfadfinderschaften eine freiheitlich christlich, evangelisch/protestantisch geprägte und bekennende Pfadfinderschaft entgegenzustellen schlossen sich 1921 die evangelischen Pfadfindergruppen zur Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands (CPD) zusammen und verfassen die Neudietendorfer-Erklärung, die eine Arbeit nach sozialdiakonischen und lebensreformerischen Zielen forderte. Die CPD arbeitete nach bündischen und pfadfinderischen Vorstellung und stellte die Bibelarbeit „als Herzstück der Erziehung zum christlichen Pfadfinder“ in den Mittelpunkt. Mit Gründung der CPD ergänzten sich die von Lord Baden Powell entwickelten Grundsätze der englischen Pfadfinder-„Organisation“ (Boy Scout) mit der freiheitlichen und eigenverantwortlichen Geisteshaltung der deutschen „Jugendbewegung“, wie sie in der „Hohen Meißner Formel“ ihren Ausdruck fand, die deshalb hier noch einmal in Erinnerung gebracht werden muss, da sie mit eine der geistigen Grundelemente und Werte des Ur-Gaues Dreieich der CP darstellte:
Die „HOHE-MEISSNER-FORMEL“ von 1913:
Das Glaubensbekenntnis der deutschen „Jugendbewegung“:
„Die ‚Freideutsche Jugend‘ will aus eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung, mit innerer Wahrhaftigkeit ihr Leben gestalten“.
„Für diese Freiheit tritt sie unter allen Umständen ein“.
Ihre „WERTE-FORMEL“ war:
– Brüderliche Gemeinschaft,
– Treue Gefolgschaft,
– Verantwortungsvolles Führertum.
In ganz Deutschland waren damals diese (auf der Welt einzigartigen) Jugendgruppen entstanden. Die sogenannte „Jugendbewegung“, später die „Bündischen Jungenschaften“.
Bis Anfang der 20er-Jahre gab es in Deutschland in der evangelischen Pfadfinderbewegung nur die männlichen Pfadfinder der CPD. 1922 entstanden aber dann die ersten Gruppen des Bundes Christlicher Pfadfinderinnen (BCP), der seine entscheidenden Wurzeln in der bündischen Jugend hatte. 1926 folgte der Evangelische Mädchenpfadfinderbund (EMP), sie entstand aus der Evangelischen weiblichen Jugend.
Ende der 20er Jahre, die Weimarer Republik steckte in einer tiefen innenpolitischen Krise, nahm der Nationalismus in weiten Kreisen der Christlichen Pfadfinderschaft wieder zu.
Grundsätzlich war die evangelische Pfadfinderarbeit unpolitisch, aber in wichtigen nationalen Fragen wurde immer wieder um eine Position gerungen. So stand man der Weimarer Republik und ihren Parteien sehr ablehnend gegenüber. Kommunisten und Sozialdemokraten wurden von vielen Pfadfindern wegen ihrer „Gottlosigkeit“ abgelehnt. Zur Wahl der NSDAP wurde aber nicht aufgerufen, da „ihr Antisemitismus für Christen eine Unmöglichkeit ist“. Dennoch war mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten die Hoffnung verbunden, dass die „chaotischen Verhältnisse der Weimarer Republik und der zuchtlosen Demokratie“ ein Ende nahmen.
1930 trat die CPD aus dem liberaleren Pfadfinderverband aus und entwickelte sich zu einem selbständigen Jugendverband.
Evangelische Pfadfinderinnen und Pfadfinder im Nationalsozialismus
Die Machtergreifung Hitlers im Jahre 1933 wurde von der Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands (CPD) als nationale Revolution erlebt. Die CPD bot ihre Mitarbeit „an den harten und schweren Aufgaben“ an. Die CPD war der Ansicht, dass Kirche und Staat aufeinander angewiesen seien. Der Kirche falle volksmissionarische Aufgaben zu, in deren Dienst sich die CPD zu stellen habe. 1933 wird auf dem Reichslager in Meissen beschlossen: „Die CP kämpft für das Reich der Deutschen, dient in treuer Liebe dem Volk und stählt in harter Zucht den Leib, gehorcht der gottgesetzten Obrigkeit“. Der Reichsführer ordnet statt des Pfadfindergruß den deutschen Gruß an, die Hakenkreuzbinde wird Teil der Tracht. Die CPD tritt aus dem Reichsverband der evangelischen Jungmännerbünde aus.
In den nächsten Monaten wechseln ganze Jungenschaften geschlossen zur Hitlerjugend oder in die SA. Die HJ versucht massiv Jugendliche abzuwerben. Die Utopie der CPD, dass es im neuen Deutschland eine Aufgabenteilung im Bereich Jugendarbeit zwischen Kirche und Staat geben wird, entpuppt sich als Illusion. Der Nationalsozialismus wird stattdessen zur Religion erhoben und die HJ zur Staatsjugend ernannt. Erst als die CPD dies erkennt, ändert sie ihren Kurs. Die CPD versucht die drohende Eingliederung in die HJ zu verhindern.
1934 wurde in einem Staatsvertrag zwischen Kirche und HJ beschlossen, dass alle Angehörigen der CP unter 18 Jahren in die HJ einzugliedern sind. Die Reaktionen darauf war sehr unterschiedlich. Sie reichten von heimlichen und illegalen Treffen und dem Anschluss an die Kirchengemeinden bis hin zur Ansicht, die Hitlerjungend könnte von innen reformiert werden. Teile der evangelischen Pfadfinder engagieren sich in der „Bekennenden Kirche“ und führten mit Pfadfindern der „Deutschen Christen“ harte theologische Auseinandersetzungen. 1935 wird die Pfadfindertracht und 1937 die Arbeit der über 18-jährigen von der Gestapo verboten.
Beim Evangelische Mädchenpfadfinderbund gingen die Pfadfinderinnengruppen nach der Eingliederung in die Hitlerjugend in „Dienstscharen“ in den Kirchen auf. Es bestand zu dieser Zeit Kontakt zur Bekennenden Kirche. Der Bund Christlicher Pfadfinderinnen wurde im 3. Reich zerschlagen, begann seine Arbeit aber trotz des Verbotes bereits 1942.
Nach dem 2. Weltkrieg gründeten „Übriggebliebene“ bekennende CP´ler wieder neue Gruppen mit Fahrten in die nähere Umgebung. Es entstand die „Landesmark Hessen“ in der neben anderen Gauen der „Gau Main-Taunus“ entstand. Bei dem Landesmark-Lager auf der Riedelbacher Heide 1956, entstanden die ersten gedanklichen Ansätze eines eigenständigen Gaues in den östlichen Gebieten (Landkreis Offenbach) des Gau Main-Taunus.
In diesem Gebiet hatten sich ein Jahr vorher einige Kreuzpfadfinder unter Führung von Aku von der CP abgespalten und eine „gemeindegebundene“ EP (evangelische Pfadfinderschaft) innerhalb der dortigen Gemeinden gegründet (grünes Hemd, gelbes Halstuch). Bei den CP-Stämmen in diesem Gebiet, unter Führerschaft des Stammes „Kreuzritter“ in Offenbach und „Neithardt“ in Seligenstadt, später auch vom „Grünen Drachen“ in Langen, wurde diese „Gemeindegebundenheit“ verurteilt, da sie die Freiheit der Hohen-Meißner-Formel außer Kraft setzte und von den Grundsätzen „… nach eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung …“ nicht mehr viel übrig lassen würde, weil diese Gruppen „weisungsgebunden“ an den jeweiligen Pfarrer und Kirchenvorstand waren. In anderen Gebieten des Gaues Main-Taunus wurde dieses Thema als bedeutungslos angesehen.
Die CP als Repräsentanz der „Bündischen Jungenschaften“ in der evangelischen Jugend
Geburt des CP-Ur-Gaues Dreieich
Geheimthing 1957: Hier wurde das erste Mal der Begriff „Gau Dreieich“ gebraucht und der Gedanke einer Abspaltung vom Gau Main-Taunus in reale Formen gegossen.
Der damalige Landesmarkführer Wolf Veit (nicht zu verwechseln mit Wolf Vogt), der aus dem Stamm Kreuzritter in Offenbach hervorgegangen war, sympathisierte mit den Grundsätzen der Hohe-Meißner-Formel und den „Bündischen Jungenschaften“, die nur von der CP in der evangelischen Jugend traditionell repräsentiert wurde, und sah als Konsequenz nur die Abspaltung des obigen Gebietes vom Gau Main-Taunus als eigenständiger Gau, was dann zur Jahreswende 1957 zu 1958 vollzogen wurde. Günther Kahl vom Stamm Neithardt, Seligenstadt wurde der erste Gauführer des neuen CP-Gaues Dreieich. Das alte „Gaubanner“ des Gaues Main-Taunus wurde das Gaubanner des neuen „CP-Gaues Dreieich“, nachdem die auf ihm aufgenähten kleinen Stammeszeichen entfernt wurden.
Fotos vom Gaulager 1958 an der Thomashütte bei Eppertshausen:
Die brüderliche Verbundenheit der Stämme des neuen Gaues Dreieich wurde 1958 mit einem Novum besiegelt, nämlich einer „Gau-Staffel“ nach Lappland (Großfahrt), an der eine Auswahl von 11 Mitgliedern aus den maßgeblichen Stämmen des Gaues Dreieich teilnahmen.
Gau-Staffel 1958 – Lappland:
Damals gab es noch keine Landkarten für dieses Gebiet. Wir marschierten nach einer Skizze eines Lappen auf einem Stück Papier, dem jeder Maßstab fehlte. Es waren nur Landschaftsmerkmale aufgezeichnet. Eine Baumgruppe, dann nach links, vorbei an einem kleinen ovalen See, bis zu einer großen Fichte mit zwei Kronen, etc. So wurde aus einem geplanten Marsch von einem Tag einer von drei Tagen. Die Sonne ging nie unter, da nördlich des Polarkreises 24 Stunden Tag war. Jeder hatte nur eine Feldflasche mit Wasser dabei. Einige tranken später Brackwasser aus dem Sumpf, was zu Problemen führte, aber wenn die Zunge trocken wie ein Stück holz im Mund liegt, und man von Zeit zu Zeit immer wieder im Sumpf bis zum Hals absäuft, weil einen Fuß neben den Pfad setzte, relativiert sich alles, aber das könnte noch eine andere Story werden.
Zur Jahreswende 1960/61 wurde von der CP-Bundesführung der Führer der EP (Aku), der immer noch Kreuzpfadfinder in der CP war, nahegelegt aus der CP auszutreten oder aber den EP-Gruppen (Evangelische Pfadfinder) nahezulegen „zu ihm“ in die CP zu kommen. Somit trat die EP, die hauptsächlich im Gau Dreieich existierte, zu diesem Zeitpunkt geschlossen in die CP, in die jeweiligen CP-Stämme ein.
Erläuternde Ergänzungen
In der CP (und auch in allen anderen Jungenbünden) gab es zu dieser Zeit keine sexuell gemischten „Sippen/Rotten“. Es gab die CP, und ihr Pendant für Mädchen war bundesweit die eigenständige EMP. Bis Anfang der 70er Jahre gab es noch den sog. „Kuppelei-Paragraphen“ des Strafgesetzbuches, nach dem sich jeder strafbar machte (Gefängnis), der „Kuppelei und Unzucht Vorschub“ leistete. Unvorstellbar, dass sich Jugendgruppen derart diffamiert hätten, mit sexuell gemischten Gruppen zu agieren. Das hätten die Eltern schon gar nicht mitgemacht. Und für einen Bund, der „Unzucht Vorschub leisten“ würde, wäre das der Tod gewesen und die jeweiligen Führer wären in das Gefängnis gewandert.
Von „Koedukation“ war damals im Ur-Gau Dreieich noch keine Rede, im Gegenteil. Im Zentrum stand eine reine Jungenwelt als eine „eigene Welt“ (Hohe-Meißner-Formel), die mit der Öffentlichkeit nichts zu tun haben wollte.
Diskutiert wurde über Dinge wie: „horizontale“ versus „vertikale“ Gruppen, als Gruppen gleichen Alters versus solcher, in denen alle Altersgruppen vertreten waren, letztere befürworteten die Vertreter des mehr „Bündischen Gedankenguts“. Oder aber die Existenzberechtigung der „Stände“. In ganz elitären Gruppierungen wurden diese ganz abgelehnt. „Primus inter pares“ war die Devise. Ränge, Stände, schüfen nur menschliche Eitelkeiten und würden „Machtmißbrauch“ vorschub leisten, was ein Verstoß gegen den Teil der Hohe-Meißner-Formel darstellt, die „verantwortungsvolles Führertum“ fordert. Ergebnis war, dass bei Großfahrten es keinen Staffel-„Führer“ sondern eine Staffel-„Führung“, also mindestens 2 Personen gab.
Mitte der späten 60iger Jahre hatte sich der Ur-Gau Dreieich, so weit von seinen ursprünglichen Idealen entfernt, nach der Meinung einiger Alt-Dreieichler, dass er seine Existenzberechtigung als Gau Dreieich verloren hätte. Auf einer Orientfahrt beschloss man ihm sein äußeres Zeichen, das Gau-Banner, zu entziehen, was dann auch geschah.
Wie schon im Konzept zur Historie des CP-Gaues Dreieich berichtet, wurde von einigen Ur-Dreieichler Mitte der 60er Jahre beschlossen dem Gau Dreieich das Gau-Banner zu entziehen. Der Entschluß fiel während einer Orient-Fahrt (Tramp-Fahrt, also per Anhalter) in Antiochia.
Ritter Gau-Lager 1963:
Im Bild: Zwischen den beiden im Vordergrund, im Hintergrund Gaufü Günther Kahl. Rechts vorne mit heller Hose „David“ (stud. theol. später Religionslehrer und „Schriftgelehrter“), ebenfalls ein „ewiger Jungpfadfinder“ da zur Gruppe gehörig, die Stände und Ränge ablehnten (siehe vorne unter „Hammer“) –
Hier interessant – die Kopfbedeckung – „Schiffchen“
Hierzu: Zu dieser Zeit setzten sich im Gau Dreieich (auch durch die Eintritte der EP) einige nicht mehr so stark „Bündisch-Jungenschaftlich“, sondern mehr „scoutistisch“ geprägte Gedankengänge in einigen Gruppen und Stämmen durch.
Die Gruppen und Stämmen, die sich mehr dem „Bündisch-Jungenschaftlichen“ Idealen zugehörig fühlten, und zwar im Sinne der „Südlegion“ mit Betonung auf der eigenen „in sich geschlossenen“ Lebensform, auf denen der Ur-Gau Dreieich ja gegründet wurde, wollten sich äußerlich von den „Scoutisten“ unterscheiden.
Das Unterscheidungszeichen sollte das „Schiffchen“ sein. Eine traditionelle Kopfbedeckung die von der „d.j. 1.11“ unter „tusk“ aus Skandinavien von der alleresten Finnlandfahrt mitgebracht wurde, und von diesen „echten Ur-Bündischen“, ebenso wie von den von der d.j. 1.11 abgespaltenen „Jungentracht“ unter „teut“, fürderhin getragen wurde.
Diese „Bündisch-Jungenschaftlichen“ im Gau Dreieich wollten den „Scoutisten“, oft auch als „Salon-Pfadfinder“ bezeichnet, sichtbar ein Zeichen entgegensetzen, eben das „Schiffchen“, als äußeres Zeichen des o.a. Bekenntnisses.
Ab Mitte der 60er Jahre kam es zu allgemeinen Auflösungserscheinungen:
Von zwölf Gruppierungen blieb eine in Langen aktiv. Ein Jahrzehnt der Auseinandersetzung mit der allgemeinen Zeitströmung begann. Zu Beginn der 70er Jahre arbeitete die CP Dreieich als koedukativer Pfadfinderbund innerhalb der Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands (CPD) und dann in deren Rechtsnachfolger, dem Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP). Es folgte eine Bewusstwerdung der eigenen gewachsenen Strukturen und damit eine langsame Herauslösung aus dem Verband. Anfang der neunziger Jahre trat unser Bundesführer teddy von seinem lange ausgeübten Amt zurück. Die CP Dreieich begann daraufhin unter den Bundesführern Bettina Scholz und „knicker“ (Norbert Kniot) mit der Erarbeitung einer einheitlichen Bundesordnung, die allerdings erst nach deren Amtszeit und der von Kimba (Ralf Schube) unter Oli Kanz und Steffen Seinsche 1993 eingeführt wurde. 1998 übernahmen Tine Pfeffer und Franck Grube die Bundesführung und begannen mit der Erarbeitung einer Vereinssatzung sowie neuer Bundesprobenordnungen für die einzelnen Stände der CP.1999 erreichte sie den Status eines als gemeinnützig anerkannten eingetragenen Vereins. Nunmehr stellt die CP Dreieich eine selbständige, bündisch-christliche Gemeinschaft dar. Sie gehört außerdem zu den Gründungsmitgliedern des Ring junger Bünde Hessen e.V. (RjBH) in dem sie immer noch Mitglied und somit landesweit als förderungswürdig anerkannt ist.
Geographische Entwicklung
Diese muss im engen Zusammenhang mit der Langener Gruppierung gesehen werden. Sie wuchs bis zum Jahre 1973 derartig an, dass Teilungen vorgenommen werden mussten. So entstanden in Langen zwei Stämme mit über 100 Mitgliedern.
In Buchschlag, Walldorf, Egelsbach und Darmstadt bildeten sich neue Gruppen. Mitte der 70er Jahre entstanden von Langen her in Offenbach zwei Gruppen. Diese wiederum weiteten sich nach Dietzenbach und Rödermark hin aus. Bestehende Stämme in Bischofsheim, Rüsselsheim und im Odenwald schlossen sich an.
Anfang der 80er Jahre war Dreieich bis hin nach Fulda und Kassel gewachsen. Gemeinden wie Seligenstadt, Hammersbach, Mainz, Mücke/Alsfeld, Eschwege und andere wollten, dass dort neue Gruppen entstehen. Hier stieß dann die Weiterentwicklung auf Grenzen. Mit nur einer hauptamtlichen Kraft (teddy) bei einer derart intensiven Arbeit musste zwangsläufig eine Beruhigung eintreten. Es kann festgehalten werden, dass bei Erreichung einer zahlenmäßigen Größe von etwa 100 Mitgliedern pro Stamm es immer wieder zu Teilungen kommt. Durch diese Teilungen, gemeinsame Erlebnisse und Aktionen verbreitete sich die CP Dreieich über ganz Hessen.
Aktuelle Entwicklungen und Perspektiven
Gesellschaftliche Entwicklungen gingen und gehen an der Pfadfinderarbeit nicht spurlos vorüber. Pfadfinderinnen und Pfadfinder bewahren ihre traditionellen Ziele und Rituale, versuchen aber gleichzeitig am Puls der Zeit zu bleiben. Die Entwicklungen vor dem 1. Weltkrieg und der 30er-Jahre zeigen, dass die Pfadfinderarbeit alle gesellschaftlichen Entwicklungen kritisch hinterfragen muss.
Heute haben sich die positiven Einflüsse auf die Pfadfinderbewegung in Deutschland durchgesetzt und bilden ein festes Fundament. Pfadfinderarbeit bedeutet, Verantwortung für die Entwicklung einer demokratischen und gerechten Gesellschaft zu übernehmen.
Das selbständige Leben in der Natur und das Erleben der Gemeinschaft bleiben auch für Kinder und Jugendlichen in unserer Mediengesellschaft ein wichtiger und attraktiver Ausgleich.