Tag 1: Frankfurt – Riga – Valga
„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“
In den frühen Morgenstunden des ersten Sommerferientags trafen sich 15 Pfadfinder und Jungpfadfinder am Frankfurter Flughafen um die Reise in den hohen Nordosten anzutreten. Nach einem kleinen Fernsehinterview und der Verabschiedung ging es zum Flieger Richtung Riga. Miteinem kleinen Geschenk von der Lufthansa-Crew kamen wir schließlich gegen Mittag in Riga an, wo
wir wenige Minuten nach Verlassen des Stadtbusses gleich von einem ordentlichen Regenschauer überrascht wurden. Nachdem reichlich Proviant für die nächsten Tage eingekauft wurde ging es schließlich zum Bahnhof, wo ein Zug uns nach Valga an die estnisch-lettische Grenze bringen sollte. Auch in Valga wurden wir bei Ankunft erstmal vom Regen begrüßt, sodass wir gezwungen waren einen Umweg zu gehen und eine Schutzhütte in der Nähe zur Übernachtung aufzusuchen. Dort angekommen machten wir gleich Bekanntschaft mit ein Paar lustigen Einheimischen, mit denen wir einen Teil unserer Abendverpflegung tauschten. Was für ein Erster Tag!

Tag 2: Valga – Koorküla
„Mücken sind zur Plage uns geworden“
Der erste Morgen in Estland begann mit einem bösen Erwachen: Über Nacht hatten sich Schwärme von Mücken über uns hergemacht und einige der weniger gut abgedeckten Schlafenden waren vor lauter Stichen im Gesicht kaum wiederzuerkennen. So machte man nochmal einen kleinen Trip in die
Stadt um sich mit Insektenschutz und Mitteln zur Stichbehandlung einzudecken. Dann konnte es aber auch endlich losgehen aus der Stadt in die wilde Natur: Hinter Valga kamen wir an einem verlassenen sowjetischem Militärstützpunkt vorbei, den wir natürlich sogleich erkundeten, bevor wir den Marsch,
insgesamt 30km, durch die Wälder fortsetzten. Auch am zweiten Abend kampierten wir an einer Schutzhütte nahe des Koorküla-Gebietes, die uns jedoch auch nur geringfügig vor den stets anwesenden Mücken schützte.


Tag 3: Koorküla – Lasajärve
Nach dem langen und harten Marsch vom Vortag gingen wir den folgenden Tag ruhiger an. Wir wanderten zum traumhaft schönen Waldsee Lasajärve, wo wir den Nachmittag mit Schwimmen und Angeln verbrachten. Die Mücken waren hier weniger schlimm, sodass wir erstmals einen halbwegs entspannten Abend genießen konnten, jedenfalls bis uns in der Nacht ein Regenguss in den Schutz
unserer Tarps und eines kleinen Daches am Seeufer zwang

Tag 4: Lasajärve – Tündre
Der Regen in der Nacht musste wohl die restlichen Mücken vertrieben haben, sodass wir diesen ungewöhnlich kalten Morgen besonders genossen. An diesem Tag wanderten wir zum Tündre, einem weiteren See. Auf der Wanderung beschloss ein spontan einberufener Führungskreis eine Beitragserhöhung für den Stamm Buchschlag. Auch dieser Lagerplatz war traumhaft am See gelegen,
allerdings waren hier die Mücken wieder lästiger. Abends schaffte Antonios es sich beim Holzmachen in den Finger zu hacken, was mittlerweile auf Bundesaktionen schon eine gewisse Tradition hat (zum 3.Mal!)
Tag 5: Tündre – Pärnu
Da die Mückenplage nicht besser zu werden schien, beschloss man morgens spontan den geplanten Haik bis zur Küste zu verkürzen und mit dem Bus direkt nach Pärnu, an die Küste, zu fahren. So wanderte man bis nach Ala, das nächste Dorf und fuhr dort mit dem Bus. Ein Teil der Gruppe, der schon früher losgelaufen war, fuhr einen kleinen Umweg in die alte Universitätsstadt Tartu und
besichtigte dort noch kurz die historische Altstadt, bevor man sich im Bus in Richtung der Küstenstadt Pärnu wiedertraf. Nach einer kurzen Erholungspause am Strand an der Partymeile von Pärnu, suchte man schließlich nach einem geeigneten Lagerplatz für die Nacht. Diesen fand man schließlich in
einem Aussichtsturm am Stadtrand. Dort machte man Abends noch Bekanntschaft mit ein Paar einheimischen Jugendlichen: Man tauschte einzelne Wörter, Phrasen und sogar ganze Lieder in deutscher und estnischer Sprache aus und einige Jungpfadfinder verabredeten sich sogar nochmal für ein Treffen am nächsten Tag.

Tag 6: Pärnu – Rannametsa
Am sechsten Tag teilten sich die Gruppen nochmals auf. Während 2 Gruppen in der Nähe von Pärnu blieben und man sich u.a. mit den Jugendlichen vom Vortag traf und eine Stadtführung bekam, wanderte eine andere Gruppe nach Süden zum Moor Rannametsa. Dort fand sich ein hervorragender (und nahezu mückenfreier) Lagerplatz, sodass man gleich beschloss, hier noch eine zweite Nacht einzulegen.
Tag 7: Pärnu/Rannametsa
„Regen“
Mitten in der Nacht wurde man von einem heftigen Gewitter und Starkregen überrascht, sodass einem der Schlafsäcke nass wurde. Da sowieso niemand vorhatte heute seinen Haik fortzusetzen, nutzten die Gruppen den Tag für eine Erkundung. Unsere Gruppe wanderte auf Holzpfaden durchs Moor von Rannametsa und fand sogar eine offizielle Badestelle, von der aus man
im Moor schwimmen konnte. Das Grillen am Abend fiel leicht ins Wasser: Ein erneutes Gewitter samt Starkregen, noch heftiger als in der Nacht zuvor hielt uns auf den Beinen, während wir Entwässerungsgraben aushoben um das Zelt zu schützen, und tatsächlich blieben die Schlafsäcke diesmal (anders als die Pfadfinder) trocken.

Tag 8: Rannametsa – Ainaži
„Welle wogte an den Strand“
An diesem Samstag hatte man ausgemacht, dass man sich am Grenzort Ainaži wieder treffen sollte, unter anderem um die 3-köpfige Nachzüglergruppe. Am späten Nachmittag trafen dann schließlich auch alle zusammen. Man beschloss einfach am nahegelegenen Strand gemeinsam zu kochen und zu übernachten. Nach einem willkommenen Bad im Meer gab es noch eine große und ausgiebige Singerunde, bevor man am nächsten Tag wieder in Kleingruppen losziehen würde.

Tag 9: Ainaži – Saulkrasti
Das Ziel der nächsten Haikphase lautete Riga. Während eine Gruppe direkt von Ainaži startete, kürzten andere den ersten Teil der Strecke mit dem Bus ab, um noch ein paar Tage mehr für die Erkundung eines anderen Teils von Lettland übrig zu haben. So startete man den Haik von Zvejniekciems und wanderte teils am Strand, teils durch die Wälder, entlang der Küste bis hinter das Städtchen Saulkrasti, wo die Gruppen eigene Lagerplätze für die Nacht ausfinding machten.

Tag 10: Saulkrasti
„Krankheit“
Trotz bestem Strand-Wetter brachte der nächste Tag keine frohe Kunde: In allen Gruppen waren einzelne Leute über Nacht erkrankt, sodass man den Haik vorerst nicht ortführen konnte. Man verbrachte den Tag am Strand beim Schwimmen und Ausruhen. Eine Gruppe, die noch weiter im Norden unterwegs war, machte nachts Bekanntschaft mit einem wilden Wolf.

Tag 11: Saulkrasti – Lilaste
Während sich die ersten Kranken nach dem Ruhetag langsam erholten erkrankten weitere Leute, sodass man nur vereinzelt den Haik in Richtung Süden fortsetzen konnten. Man ließ den Tag ruhig angehen, wanderte nur kurze Strecken (mit ein paar äußerst amüsanten NPC-Begegnungen im Wald) und kampierte wieder im Wald. Die zweite Gruppe schaffte es bis zur Mündung des Flusses Gauja nach Lilaste und die dritte Gruppe fuhr schon an diesem Tag bis in die Nähe von Riga.

Tag 12: Lilaste – Riga
„Schifflein, Schifflein, so tu dich wenden und lass dich hin nach Riga lenken“
Auch der zwölfte Tag der Fahrt war immer noch von Erkrankungen geplagt. Die Gruppen wanderten und kampierten unabhängig voneinander in der Nähe von Riga (u.a. auf einem Aussichtsturm in 30 Metern Höhe).

Tag 13: Riga
„Stadt“
Da mittlerweile alle Gruppen in der Nähe von Riga angekommen waren und (nach mehreren Krankheitsfällen, einem Krankenhausaufenthalt und einem gestohlenen Rucksack) für einen geplanten Ausflug in den Gauja-Nationalpark in der Gruppe nur noch wenig Kraft und Motivation vorhanden war, entschied man sich dazu gemeinsam ein Hostel in Riga zu nehmen, den Abend gemeinsam in der Stadt auszugehen und den Folgetag in Ruhe für Sightseeing zu nutzen. Also kochte
man abends gemeinsam und ließ den Tag mit einem nächtlichen Altstadtspaziergang ausklingen.

Tag 14: Riga – Mārupe (Flughafen)
Der letzte ganze Tag in Lettland stand ganz im Rahmen der Kultur. Man besichtigte die Stadt, besuchte das militärhistorische Museum und ging gemeinsam auf den berühmten Rigaer Markt, wo man sich mit Köstlichkeiten aus aller Welt versorgte. Abends ging es dann gemeinschaftlich in Richtung Flughafen, wo man im Wald die letzte Nacht mit einem gemeinsamen Abendessen und einer großen Singerunde verbrachte.
Tag 15: Mārupe (Flughafen) – Frankfurt
„’cause I’m leaving on a jet plane, don’t know when I’ll be back again“
Am letzten Tag führte uns ein kurzer Fußmarsch zurück zum Flughafen und es hieß Abschiednehmen vom Baltikum, dieser ganz besonderen Ecke Europas, die uns hoffentlich nicht nur wegen Mücken und Krankheit, sondern vor allem wegen ihrer wunderschöner Natur, den tiefen dunklen Kiefernwäldern, den kristallenen Seen, den langen weißen Sandstränden und den unberührten Mooren in schöner Erinnerung bleibt.



