Ein windiges, nasses und lern- & lehrreiches Abenteuer in Dänemark 🇩🇰
Wir machten uns am Samstag, den 15.07, auf in Richtung Frankfurt Hauptbahnhof, von wo aus wir als Truppe von 14 Pfadfinder:innen aus dem Bund mit dem Zug bis nach Flensburg fuhren. Eine kleine Verspätung von einer Stunde durfte natürlich nicht fehlen. Angekommen in Flensburg wanderten wir die letzten Kilometer durch die Stadt zum Hafen. Wir lernten unsere Skipper sowie unsere beiden Boote, die Bahia Sol und die Marin, kennen, bereiteten die beiden Segelyachten für das Ablegen am nächsten Morgen vor und statteten uns noch mit den Einkäufen für die nächste Woche aus.
In 5 Tagen sollten wir den Sportbootführerschein See (SBF See) erreichen. Einige von uns nutzen die Gelegenheit und absolvierten zusätzlich den SBF Binnen, welcher nur mit einer zusätzlichen Theorieprüfung erreicht werden konnte. Schon im Vorhinein hatten wir uns getroffen, um Lernunterlagen zu verteilen, den Stoff zu besprechen und Lerngruppen zu bilden. Das war für den angestrebten SBF See (und Binnen), der sich ähnlich wie der Führerschein in eine Theorie- und Praxisprüfung aufteilt, wichtig. Der Theorieteil war – im Idealfall – schon im Vorhinein gelernt und musste während des Törns nur wiederholt werden. Im Rahmen der Theorie musste auch das Navigieren mittels Seekarte erlernt werden, wofür an Bord etwas mehr Zeit blieb.
Wir fuhren nach einer Nacht im Hafen also los, hissten schon nach kurzer Zeit das Segel in der Flensburger Förde und fuhren in Richtung Ostsee und Dänemark. Der Wind war direkt am ersten Tag so stark, dass uns das Vorsegel ausreichte und einen einfacheren Einstieg darstellte. Wobei es trotzdem für Schräglage, Spritzwasser und 7 Knoten ausreichte. Wir haben alle schon am ersten Tag Lust auf mehr bekommen. Am Ende des Tages liefen wir in die dänische Stadt Sonderburg am Eingang der Flensburger Förde ein und konnten gegenüber von unserem Stammeswimpel die dänische Flagge an unserem Segelboot hissen.
Im Hafen konnten wir sogar andere Pfadfinder:innen entdecken, die wie wir auch auf einer Segelyacht unterwegs waren. Vor 20 Jahren war die CP Dreieich regelmäßig Segeln gewesen, nur leider war das seitdem nicht mehr zustande gekommen und das Wasserpfadfindertum wurde in Weilburg in der Lahn mit Kanus ausgelebt. Umso glücklicher waren wir, dass wir dank unserem Fahrtenleiter Nils, langjähriger Pfadfinder und Mitglied in unserem Bund, das Segeln wiederaufleben lassen konnten.
In den weiteren Tagen lernten wir das Boot weiter kennen: wir hissten das Großsegel, lernten die Kurse zum Wind kennen und lernten, wie man durch Kreuzen sogar gegen den Wind anfahren kann. Nachmittags liefen wir in Häfen ein, an einem Abend ankerten wir sogar in einer Bucht. Am schönsten war das kleine Dorf Ærøskøbing auf einer dänischen Insel etwa 10 Seemeilen vor der Förde. Dort gab es viele traumhaft bunte Häuser mit Reetdächern, im Hafen ankerte direkt neben uns eine über 100 Jahre alte, hölzerne Regattayacht der dänischen Krone. Abenteuerlich war definitiv das Kochen bei Fahrt, da bei einer Schräglage von bis zu 30 Grad unter Deck fast Alle seekrank wurden und nicht wenige Schüsseln zu Bruch gingen. Zum Glück war der Herd gelagert, sodass die Neigung ausgeglichen wurde und wenigstens das kochende Wasser kaum überschwappte. Gegen die Seekrankheit half es am meisten, viel an Deck zu sein und sich das Wasser ins Gesicht spritzen zu lassen. Wenn man den Horizont im Blick hat und die nächste Welle kommen sieht, kann der Kopf besser mit dem Schwanken umgehen. Den zweiten Tag der Rückfahrt in Richtung Flensburg hatten wir auf einmal gar keinen Wind mehr, sodass wir nur per Motor vorankamen. Tagsüber waren die Aufgaben in drei Rollen aufgeteilt: das Steuern, die Navigation und der Ausguck. Durch die Navigation wurde der Kurs für die Person am Steuer festgelegt, und die Person am Ausguck war für das Sichten von anderen Booten, Tonnen und Gefahren verantwortlich. Die Backschaft, beim Segeln nennt sich das Kochteam „Backschaft“, war für die 5 Tage aufgeteilt und hatte die Ehre die restliche Crew mit Essen zu versorgen. Auch wenn wir tagsüber durch die zwei Boote getrennt waren, saßen wir abends wieder vereint und es entstand die ein oder andere Singerunde, obwohl viel der Freizeit mit Lernen verbracht werden musste.
Am vorletzten Tag machten wir uns mittels Kreuzen und viel Schräglage zurück nach Flensburg. Spätestens jetzt hatten alle die Grundlagen gemeistert und wir genossen es, vom Wind angetrieben zu werden. Unsere Höchstgeschwindigkeit lag bei etwa 8 Knoten (15km/h), was sich zwar wenig anhört, aber bei Wellengang und nahezu gegen den Wind verdammt schnell ist. In Flensburg angekommen mussten wir uns leider schon von den Booten und den Skippern in Richtung Lübeck verabschieden, wo wir die Theorie- sowie die Praxisprüfung absolvierten.
Nach der Prüfung ging es von Lübeck nach Frankfurt und wir hoffen alle, auf den SBF See & Binnen weiter aufbauen zu können sowie die alte Tradition des Segelns wieder zu festigen.